Der Multiple-Sklerose-Podcast

Brigitte Hagedorn
Since 05/2010 23 Episoden

Geht nicht, gibt’s nicht!

Kein schönes Geschenk zum 23ten Geburtstag: Die Diagnose Multiple Sklerose. Doch klein beigeben ist nichts für den heute 44-Jährigen. Dickköpfig und mit Cortison macht er weiter wie bisher. Hier können Sie die Geschichte lesen: Ich werde jetzt dieses J...

01.02.2014 6 min Staffel 1 Episode 17 Der Multiple-Sklerose-Podcast

Zusammenfassung & Show Notes

Kein schönes Geschenk zum 23ten Geburtstag: Die Diagnose Multiple Sklerose. Doch klein beigeben ist nichts für den heute 44-Jährigen. Dickköpfig und mit Cortison macht er weiter wie bisher. Hier können Sie die Geschichte lesen: Ich werde jetzt dieses Jahr 45. … Weiterlesen →

Kein schönes Geschenk zum 23ten Geburtstag: Die Diagnose Multiple Sklerose. Doch klein beigeben ist nichts für den heute 44-Jährigen. Dickköpfig und mit Cortison macht er weiter wie bisher. Hier können Sie die Geschichte lesen: Ich werde jetzt dieses J...

Kein schönes Geschenk zum 23ten Geburtstag: Die Diagnose Multiple Sklerose.

Doch klein beigeben ist nichts für den heute 44-Jährigen. Dickköpfig und mit Cortison macht er weiter wie bisher.

Hier können Sie die Geschichte lesen:

Ich werde jetzt dieses Jahr 45. Ja, das war ’93 wo ich dann die Diagnose bekommen habe. Die hab ich dann zu meinem Geburtstag bekommen. Ich hab gesagt, dass möcht ich nicht entgegennehmen und die Ärztin, die mir die Diagnose offerierte, hat gesagt, daran kann sie leider nichts ändern. Dann war das pro Jahr mindestens immer ein Schub. Der erste Schub war, wie mir der Arzt sagte, also doch schon typisch für die MS. Also, dass ich da Ausfallerscheinungen hatte, Lähmungen, Gleichgewichtsprobleme, Störungen des Sehvermögens und so weiter halt. Ich wurde dann zuerst noch zu einem Hals-Nasen- Ohrenarzt geschickt, weil ich Gleichgewichtsprobleme hatte. Der fand nichts, der überwies mich zu einem Neurologen, der überraschenderweise auch nichts fand und mich fragte, weshalb ich überhaupt bei ihm wäre. Daraufhin ging ich wieder zu meinem Hausarzt. Das hatte sich allerdings in der Zwischenzeit so stark verschlimmert, dass ich kaum noch gehen konnte ohne Unterstützung und der hat nur gefragt, in welches Krankenhaus ich denn möchte.

Das Schlimmste für mich war die Zeit, wo nicht feststand, warum ich überhaupt im Krankenhaus bin. Die Diagnose selbst zu stellen war doch relativ schwierig. Da muss man ja das Blut einschicken, dann muss man bei einer MRT mitmachen und noch viele andere Dinge, die dazu notwendig sind.

Im Anschluss, nach dem Krankenhausaufenthalt, fing die Therapie an. Diese Anschlussheilbehandlung, wie sich das Ganze genannt hat, war auch sehr unbefriedigend. Ich hab nämlich währenddessen noch einen Schub bekommen und die Leute dort, die haben sich nicht an die Medikamentation gehalten, die ich in dem Krankenhaus vorher bekommen hatte. Die haben mir da was anderes gegeben, worauf ich dann halt einen allergischen Schock erhielt. Ich war begeistert.

Nein, ich werde also nach wie vor von Schub zu Schub behandelt. Ansonsten muss die Krankheit ja mit mir auskommen, nicht ich mit der Krankheit. Ich hab also mitbekommen, von Leuten, die im gleichen Zeitraum wie ich die Diagnose erhielten. Die eine Frau hat das so hingenommen, dass sie das akzeptiert hat und abgeschaltet hat, also sie sitzt nach wie vor im Rollstuhl. Die hat also aufgegeben, als sie die Diagnose erhielt und gesagt: „Ja gut, ist so, fertig.“ Das ist absolut nichts für mich. Ich mache weiter wie gehabt. Also, ich versuche immer mein Möglichstes zu geben und bin auch so aktiv. Den Kopf in den Sand zu stecken, das ist nichts für mich, das mag ich nicht.

Spazieren gehe ich auch noch ein wenig, aber nicht mehr allzu weit, wie vorher. Gehen kann ich, bloß laufen kann ich nicht mehr. Das klappt also beim besten Willen nicht. Momentan bin ich eigentlich ohne irgendwelche Einschränkungen. Wie ich das sehe, also, dass ich dann schnell müde bin, dass ist bei mir schon normal und dass ich ab und zu Sehstörungen habe, Probleme mit dem Reden. Das ist Standard, also, das regt mich auch schon nicht mehr auf. So gesehen tue ich also nach wie vor was ich möchte, im Rahmen dessen, was noch möglich ist. Und, ja – ich wüsste nicht, inwieweit das Ganze sich da ausgewirkt hat, auf mich.

Nein, als krank empfinde ich mich eigentlich nicht. Ich empfand mich letztes Jahr ja als krank, als ich das erste Mal in meinem Leben eine Grippe hatte. Nein wirklich, ich lag also 14 Tage komplett flach, ich war total außer Gefecht. Ich war total schockiert von so einer harmlosen Krankheit in Anführungsstrichen, dann doch so aus dem Rennen geworfen zu werden.

Ja das war direkt nach der Diagnose, das war irgendwie widersinnig in meinen Augen. Ich meine, wovon soll ich dann leben, wenn ich nicht arbeiten gehe? Ja, was bringt das überhaupt dieser Ausweis Im Endeffekt bringt es eigentlich nichts, außer halt ständig Vorteile, aber das ist ja auch nicht grad die Welt.

Also, ich zieh immer das durch, was ich mir in den Kopf setze und es dauert halt länger bei mir, aber ich seh da keine Veranlassung dazu, etwas nicht zu tun. Wie man im Allgemeinen sagt, diese Krankheit ist ja noch nicht erforscht, richtig, und wo das Ganze hergehört, ist auch nicht so richtig bekannt. Ich maße mir nicht an, da etwas schlauer zu sein als andere Leute. Wie soll ich das ausdrücken. Ich nehme es war und nehme es als gegeben hin und fertig. Ich mache weiter. Ja, das eigentliche Problem ist, wenn ich mich geärgert hatte, dass ich dann Probleme hatte mit dem Sprechen. Diese Woche habe ich von dem Tod eines Arbeitskollegen gehört. Das hat mich tief getroffen, weil wir beide hatten auch ab und an miteinander gekocht und seit diesem Zeitpunkt hab ich also gedacht, das hat ja alles keinen Wert, dass ich mich da verrückt mache oder dass ich mich da von irgendjemandem ärgern lasse. Da hab ich mal gleich drei Gänge zurückgeschaltet. also, was die Krankheit nicht geschafft hat, hat der Tod dieses Arbeitskollegen dann geschafft bei mir, dass ich sehr, sehr ruhiger wurde. Das war ja auch damals, bei der Diagnose, bei der Erstdiagnose, als der Arzt mir das sagte, ich kann in meinem Leben nicht mehr gehen, hab ich nur gesagt: „Geht nicht, gibt’s nicht, das werden wir sehen.“ Gut, das hat insgesamt anderthalb Jahre gedauert, bis ich wieder gehen konnte, aber ich konnte wieder gehen. Und ich denke, dass nicht nur das Cortison dafür verantwortlich war, sondern auch der Wille, sich nicht unterkriegen zu lassen.

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